Lehre der Himmelskönigin
Es gibt viele, die ihr letztes Ziel vergessen!
Kurz ist die Mühe, die unengliche Glorie, ewig die Pein!
Meine Tochter, bedauerlich und unverantwortlich ist die Unwissenheit der Menschen, die mit Absicht die ewige Herrlichkeit vergessen, die Gott ihnen bereitet hat.
Ich will, dass du diese schändliche Vergessenheit in der Bitterkeit deines Herzens beweinst; denn jene, die mit Willen die ewige Glorie und Glückseligkeit vergessen, sind in Gefahr, sie zu verlieren. Niemand hat eine rechtmässige Entschuldigung, weil der Gedanke daran keine grosse Mühe kostet.
Es gibt aber viele, die sich mit Aufbietung all ihrer Kräfte bemühen, ihr letztes Ziel zu vergessen. Dieses Vergessen entspringt aus der Hoffart des Lebens, der Augenlust und der Fleischeslust, denen die Menschen sich ergeben. Da sie alle Kräfte ihrer Seele samt der Zeit ihres Lebens diesen nichtigen Dingen zuwenden, bleibt ihnen keine Zeit, keine Möglichkeit übrig, in Ruhe die ewige Seligkeit des Himmels zu betrachten.
Nun mögen die Menschen bekennen, ob ihnen der Gedanke an die ewige Seligkeit grössere Mühe kostet als die Befriedigung ihrer Leidenschaften und das Haschen nach Ehre, Besitz oder vergänglichen Freuden, die eher als das Leben dahin sind. Und wie oft erlangen sie trotz ihrer Mühen diese Dinge doch nicht!
Wieviel leichter wäre es den Menschen, diesen Verkehrtheiten nicht zu verfallen, vor allem den Kindern der Kirche; denn ihnen wurden Glaube und Hoffnung eingegossen, die ihnen ohne Mühen die Wahrheit erklären.
Und wenn ihnen die Erreichung des ewigen Gutes so viel Schweiss und Mühen kostete wie das Haschen nach Ehren, Reichtümern und scheinbarer Lust, so wäre es doch eine Torheit, für ein falsches und trügerisches Gut so viel Arbeit zu leisten wie für das wahre Gut und für die ewige Seligkeit.
Meine Tochter, betrachte die in Zwietracht und Krieg ganz verstrickte gegenwärtige Welt. Wie viele Unglückliche gibt es, die nach kurzen eitlen Ehren, nach Rachegelüsten und anderen verächtlichen Eigennützigkeiten den ewigen Tod finden. An das ewige Leben denken sie nicht und sorgen sich darum so wenig wie ein unvernünftiges Tier. Für sie wäre es ein Glück, wenn ihr Leben wie das der Tiere mit dem Tode endigte, aber sie verfallen einem ewigen Untergang.
Das ist ein Schmerz über allen anderen Schmerzen, ein unvergleichliches Unglück ohne Hoffnung auf Rettung. Beklage den Untergang so vieler mit dem Blut meines heiligsten Sohnes erkaufter Seelen!
Wenn die Menschen es nicht durch die Sünde verhinderten, würde mich die Liebe aus dem Himmel meiner Glorie hinunterziehen, und ich würde mit lauter Stimme durch das ganze Weltall rufen: „O ihr betrogenen Menschen, was tut ihr? Wozu lebt ihr? Wisst ihr, was es heisst, Gott von Angesicht zu Angesicht schauen und Seiner ewigen Herrlichkeit und Gemeinschaft teilhaft zu werden? An was denkt ihr? Wer hat euch euren Verstand so verwirrt und verblendet? Was sucht ihr, wenn ihr das wahre Gut, die ewige Seligkeit, verliert, ohne ein anderes finden zu können? Kurz ist die Mühe, unendlich die Glorie, ewig die Pein!“
Mein Leben war ein immerwährendes Leiden. Als ich aber zur ewigen Herrlichkeit einging, schien alles Leid nichts zu sein. Es war wie vergessen, als wäre es nicht gewesen.
Entschliesse dich, meine Freundin, mir in den Mühsalen nachzufolgen, und wenn sie auch grösser wären als die aller anderen Menschen, so achte sie doch für gering. Beklage dich über nichts. Lass dir nichts zu schwer und zu bitter sein und wenn du auch durch Feuer und Schwerter gehen müsstest. Lege deine Hand an grosse Dinge und rüste deine Hausgenossen, nämlich deine Sinne, mit doppelter Kleidung aus: des Leidens und des Wirkens, gemäss deinen Kräften.
Lass dich nicht durch den vielverbreiteten Wahn jener beirren, die da sagen: Wir, wollen unsere ewige Seligkeit sichern; es ist uns aber unwichtig, ob wir grössere oder geringere Glorie empfangen; denn im Himmel kommen wir ja doch alle zusammen! Mit solcher Unwissenheit, meine Tochter, sichert man sich die ewige Seligkeit nicht, man setzt sie vielmehr in Gefahr. Eine solche Ansicht entspringt aus grosser Torheit und geringer Gottesliebe. Wer mit der göttlichen Majestät so verhandeln wollte, den überlässt Gott der Gefahr, alles zu verlieren. Die menschliche Schwachheit bleibt immer hinter dem zurück, was sie sich als Ziel setzt. Ist der Eifer nicht gross, so erreicht man wenig. Steckt man sich aber ein niedriges Ziel, so setzt man sich der Gefahr aus, alles zu verlieren.
Wer sich mit mittelmässiger oder geringster Tugend begnügt, lässt in seinem Willen und in seinen Neigungen allzeit Raum übrig, um vorbedacht irdische Wünsche zu hegen und das Vergängliche zu lieben. Dies aber kann nicht geschehen, ohne sich mit der göttlichen Liebe zu entzweien. Wo darum die eine Liebe bleibt, muss die andere weichen.
Wenn sich ein Mensch entschliesst, Gott aus ganzem Herzen und aus allen Kräften zu lieben, wie Er selbst es befiehlt, dann rechnet Er diesen Entschluss voll an, wenn die Seele wegen anderer Mängel auch nicht die höchste Belohnung erreicht.
Diese aber nicht zu achten oder aus freiem Willen geringzuschätzen, ist keine wahre Kindes- und Freundesliebe, vielmehr die eines Sklaven, der sich mit dem blossen Leben begnügt und nicht strebt, höherzusteigen.
Wenn die Heiligen ins irdische Leben zurückkehren könnten, um dort in allen erdenklichen Qualen der Welt einen noch höheren Grad der Glorie zu verdienen, würden sie sich auf keine Weise weigern, da sie eine wahre und vollkommene Erkenntnis vom Himmelslohn haben und Gott vollkommen lieben.
Es liegt nicht im Plane Gottes, dies den Heiligen zu gewähren, mir aber ist es gewährt worden, wie du in diesen Mitteilungen beschrieben hast. Durch mein Beispiel bleibt diese Wahrheit bekräftigt.
Verworfen aber wird die Torheit jener, die, um nicht leiden und mit Christus das Kreuz umarmen zu müssen, sich mit einem minderen Lohn begnügen wollen, ganz gegen die unendliche Güte des Allerhöchsten, der will, dass die Seelen Verdienste sammeln, damit sie mit überfliessender Herrlichkeit belohnt werden können.
Quelle:
Maria von Agreda
Leben der Jungfräulichen Gottesmutter Maria
Bete den Rosenkranz der Ungeborenen - so wirst du Seelen retten und Frieden finden!
Rosenkranz siehe:
Der Rosenkranz der Ungeborenen - Rosenkranz der Ungeborenen (gebete-die-helfen.info)