GERTRUD DIE GROSSE: FÜR DIE UMKEHR SICH SELBER GEWALT ANTUN

Von der Läuterung durch Versuchungen und von der treuen Mitwirkung mit der Gnade

(Gertrud die Grosse von Helfta): Wiederum für eine Person betend, welche sich beschwert fühlte, empfing sie folgende Antwort:

 

«Zage nicht; denn in keiner Weise lasse ich meine Auserwählten über ihre Kräfte versucht werden und allzeit bin ich bei ihnen, um das Mass abzuwägen. Gleichwie eine Mutter, wenn sie ihr Kindlein am Feuer erwärmen will, immer die Hand zwischen das Feuer und das Kind hält: Ebenso lasse ich meine Auserwählten durch Trübsal nicht aufreiben, sondern schicke dieselbe nur zu ihrer Erprobung und zu ihrem Heil.»

 

Als sie hierauf für eine Person betete, die sie in einem Fehler sah, sagte sie unter anderem in ihrem Verlangen: «O Herr, obgleich das Geringste deiner Geschöpfe, bete ich doch zu deiner Ehre für jenen Menschen; warum erhörst du mich denn nicht, da du doch alles vermagst?»

 

Der Herr antwortete: «Gleichwie ich in meiner Allmacht alles kann, so ordne ich auch alles in meiner unerforschlichen Weisheit und tue nichts, was sich nicht geziemt. Wie nun ein irdischer König, der Gewalt über viele Kräfte wie über viele Willen hat, wenn er seinen Stall gerne gereinigt hätte, dies doch keineswegs mit eigenen Händen tut:

 

So bekehre ich auch niemanden von dem Übel, in das er durch seinen eigenen Willen gefallen ist, wenn er nicht sich selber Gewalt antut, seinen Willen ändert und sich mir liebenswürdig und geziemend erweist.»

 

Quelle:

Gertrud die Grosse von Helfta

Gesandte der Göttlichen Liebe

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